Unterwegs

LandesJugendAkkordeonOrchester NRW auf Reisen

Foto: Thomas Ahrendt

2019 - Costa Rica

Die letzte große Auslandsreise führte das Orchester im Sommer 2019 nach Costa Rica.

2016 - Konzertreise in die Schweiz

Es war vom 2. bis 5. Juni 2016 eine tolle Konzertreise nach Disentis, mit vielen Auftritten in wunderbarer bergischer Umgebung der Alpen. Alle Konzerte waren super besucht, besonders die Kirchenkonzerte waren wegen der besonderen Atmosphäre für die LJAOer bemerkenswerte Höhepunkte.

2004 - China

Drei Jahre nach der noch gut in Erinnerung gebliebenen Reise nach Brasilien trafen sich 30 Teilnehmer in Düsseldorf am Flughafen, um sich via Frankfurt auf die Reise nach Shanghai zu machen. Den Besuch im Land der aufgehenden Sonne hatte vor Ort unser Kontaktmann Cao Xiao Quing organisiert, der nach seinem Musikstudium in Hannover eine Professur an der Hochschule in Tianjin innehat

Die meisten hatten sich bereits im Vorfeld bei Chinareisenden sowie mittels Reiseführern schlau gemacht und man wartete mit Spannung auf die ersten Eindrücke nach langem Flug und 6 Stunden Zeitverschiebung. Der neue Flughafen Pudong außerhalb der Stadt präsentierte sich sehr „westlich“. Doch spätestens bei Verlassen des Ankunftsbereiches zeigte sich der Wandel: überall chinesische Schriftzeichen und Menschen, die sich allein durch ihre Körpergröße von uns unterschieden.

Als „Reiseführerin“ begrüßte uns Ling, die uns die nächsten vier Tage begleiten und dolmetschen sollte. Dankbar dafür, nun nicht nur mit Englisch oder Händen und Füßen kommunizieren zu müssen, amüsierten uns doch ihre Erklärungen im Bus, die durch zuviel Hall klangen wie eine im Kölner Dom verlesene, ins Deutsche übersetzte asiatische Bedienungsanleitung.

Entlang der Transrapid-Strecke führt die Flughafen-Autobahn durch den gigantischen Hafen hinein in die Stadt, die nur aus Hochhäusern zu bestehen scheint, so weit das Auge reicht. Unser Hotel hatte 26 Stockwerke und nicht wenige spürten die erdbebensichere Bauweise am eigenen Körper. Am Mittag gab es das erste Mal chinesisches Essen, wie auch auf dem Rest der Reise an 10-Personen-Tischen. A-la-carte Essen gab es auf unserer Reise nicht, so wissen wir bis heute nicht, ob wir vielleicht etwas verpasst haben oder uns viele Tierarten auf dem Teller erspart blieben. Viel Vegetarisches, Fleischgerichte als „Ratespiel“ und Suppe zum Nachtisch, schließlich ein gewöhnungsbedürftiges Frühstücksbüfett, zehrten mit Verlauf der Reise an mancher Magen-Darm-Verfassung.

Shanghai wird bei Nacht erst richtig schön, denn dann wetteifern die Hochhäuser mit den spektakulärsten Beleuchtungen. Beim Rundgang durch die Stadt waren auf einmal wir die Ausländer, unsere blonden Frauen Blickfang.

Als Abenteuer erwies sich der Straßenverkehr, der mit wenigen Ampeln seinen eigenen Regeln zu folgen schien. Da erinnerte das Überqueren einer sechsspurigen Straße mit zusätzlich 2 Zweiradspuren an alte Computerspiele.

Das erste authentische China präsentierte sich uns im Fischerdorf Zhou Zhuang: Pagoden-Dächer, Tempel, Garküchen und Einblicke in alte Wohn- und Lebensverhältnisse.

Im schönen Konzertsaal der Shanghaier Musikhochschule sollte unser erstes Konzert stattfinden. Alle Instrumente hatten den Flug gut überstanden. Doch zollten die Reisestrapazen und die Umstellung auf Leihinstrumente (Dank an die Firma HOHNER!) ihren Tribut. Die Dirigenten ordneten Stimmproben an, die dann abends zum Leidwesen der anderen Hotelgäste teilweise zu zwölft auf den Zimmern stattfanden. Vorher hieß es noch „China pur“, Besichtigung der Shanghaier Altstadt mit Teezeremonie im Huxinting Pavillon, die auch schon Kanzler Schröder genießen durfte.

Auf der Musikmesse präsentierten wir uns das erste Mal in den neuen bordeauxroten LJAO-Polohemden. Der Schwerpunkt der Messe lag eindeutig bei asiatischen Instrumenten, für uns nur umso interessanter, denn in Frankfurt wird man sicher Schlangenhäute als Fellbespannung vermissen.

Das Konzert fand großen Anklang beim Publikum, Fernsehen und Radio übertrugen live und unsere Dirigenten mußten sich Interviews stellen. Viele Musikschüler und -studenten waren gekommen und um Autogrammwünsche nicht verlegen.

Die Anforderungen an die Flexibilität in organisatorischen und geschäftlichen Dingen in China machten uns zuweilen zu schaffen. So wurde die Tagesplanung öfters kurzfristig umgeworfen, es änderte sich die Abflugzeit für den Weiterflug nach Tianjin und der Instrumententransport war plötzlich nicht mehr sichergestellt. Zuletzt stellte uns die örtliche Organisation doch noch einen Kleinbus, der die Instrumente über Nacht die 1.800 km nach Tianjin fuhr.

Tianjin, Hafenstadt Nordchinas und mit 4,5 Mio. Einwohnern auch nicht gerade klein, sollte für weitere vier Tage unser Domizil werden. Weitläufiger und ländlicher, weniger Hochhäuser, dafür mehr Hutongs, die alte Wohnhöfe: eine angenehme Abwechslung nach dem Moloch Shanghai.

Frau Chen, teilweise in Vertretung von Cao, begleitete uns den Rest unserer Reise. Schon auf dem Transfer zum Hotel bewies sie ihre Professionalität durch ihre Erläuterungen zur Stadtgeschichte. Nicht ohne Witz wies sie uns in die chinesische Sprache ein, erklärte wichtige Symbole und wie man in China mit fünf Fingern bis zehn zählt. Nach dem Besuch eines Heimatmuseums, einer alten Pekingoper sowie eines Kunsthandwerkermarktes führte uns unser Gastgeber in Tianjin, Herr Professor Zhu, durch seine Musikschule. Die Leistungen schon der jüngsten Schüler überraschten uns, ließen aber auch einen faden Beigeschmack aufkommen, konnten wir uns doch schon in den vergangenen Tagen vom Drill der Schüler z.B. beim Exerzieren auf dem Schulhof überzeugen. Neben dem Akkordeon, dass wohl doch in China verbreiteter ist als wir bisher annahmen, hörten wir Schüler mit einheimischen Instrumenten, deren Klang für unser Ohr gewöhnungsbedürftig war. Ein bekanntes Gesicht entdeckten wir auf einem Plakat in der Musikschule: zwischen lauter chin. Schriftzeichen lächelte unser Dirigent Herr Nolte dem Betrachter entgegen: unsere Konzertankündigung.

Kleine Gruppen machten sich in der knappen Freizeit auf, Land und Leute zu erkunden. Zwischen der Hektik des Alltages singen, tanzen und musizieren Rentner in den Parks, malen chin. Weisheiten auf den Boden oder verkaufen kleine Schildkröten (Glücksbringer, setzt man sie aus). Nur der Besuch eines Wochenmarktes schlug einigen auf den Magen, sind doch die hygienischen Verhältnisse nicht mit unseren vergleichbar. Überhaupt gehörte das Kapitel „Toiletten“ zu den unangenehmsten unserer Reise.

Das nächste Konzert fand in der Mittelschule für Musik statt. Nach der Anspielprobe zeigten uns die Mittelschüler ihr Können mit beeindruckender Fingerfertigkeit. In einem Workshop unter Leitung von Helmut Quakernack zeigten sich die Schüler interessiert an der deutschen und europäischen Akkordeon-Szene. Auch unsere Fragen trugen zum Verständnis der uns unbekannten Ausbildungsstruktur in China bei.
Die längeren Transferzeiten im Bus wurden verkürzt mit Erklärungen u.a. zur Familien- und Schulpolitik, denn der Blick auf die Straße und in die Schulklassen hatte viele Fragen aufgeworfen.

Vor dem Auftritt in der Universität von Tianjin fuhren wir noch in ein Kung-Fu-Internat. Hier lernen Kinder neben dem Unterricht noch die alte Kampftechnik, die hauptsächlich der eigenen Stärke und Gesundheit dienen soll. Herr Zhus Mitarbeiter überreichten uns erste Zeitungsartikel unseres Gastspieles vor Ort und gleich eine CD des Konzertes mit Cover, über Nacht produziert.

Wieder war das Fernsehen präsent, als unsere Organisatorin Isolde Alka publikumswirksam eine Absichtserklärung über die künftige Zusammenarbeit zwischen der Musikschule Tianjin und dem DHV unterzeichnete. Nach dem Austausch von Gastgeschenken hieß es dann Abschied nehmen und Koffer packen.

Mit dem Bus ging es weiter nach Peking, dem letzten Ziel unserer Reise. Auf dem Weg besichtigten wir noch eine Druckerei für traditionelle Kunst, wo uns die mittelalterlichen Arbeitsmethoden und -bedingungen überraschten, bot das Land nach den bisherigen Eindrücken doch jede Menge „Hightech“, die mehr Fortschritt erwarten ließen. Anschließend ging es noch weiter in eine Manufaktur für Ton- und Wachsfiguren. Leider ließ die Gewichtsbeschränkung unseres Reisegepäcks wenig Spielraum für gewichtige Souvenirs.

Beijing, wie die Hauptstadt Chinas eigentlich heißt und 2008 Olympiastadt sein wird, begrüßte uns mit dem aus Shanghai bekannten Trubel. Wir genossen zunächst eine Artistik-Show mit den aus dem chinesischen Zirkus bekannten Akrobatik-Nummern, bevor wir im Freundschafts-Hotel etwas außerhalb des Zentrums eincheckten.

Am folgenden Tag ging es zu einem der Höhepunkte unserer Reise, der weltbekannten Großen Mauer Chinas. Dass die körperliche Kondition von Akkordeonisten zuweilen ihre Grenzen hat, zeigte sich auf dem sehr anstrengenden Mauerparcours bis zum Berggipfel. Der Fernblick und die schöne klare Luft abseits der Stadt entschädigten alle für den Weg.
Auch die nicht weniger bekannten Ming-Gräber waren unser Ziel.

Das ungewohnte und stets chinesische Essen hatte inzwischen bei einigen Mitreisenden für Magen-Darm-Probleme gesorgt und wir hofften, den Rest der Reise noch gut zu überstehen, zumal noch mehrere Konzerte anstanden.

Unser konzertantes Programm beanspruchte das Pekinger Publikum wohl mehr als vermutet, so dass wir auf dem ersten Konzert in der Pause das Programm kurzfristig änderten. Unsere extra einstudierten chinesischen Stücke hingegen kamen sehr gut an.

Peking ohne Besuch der verbotenen Stadt wäre nicht denkbar gewesen, daher reihten wir uns in die Heerscharen von Touristen ein und erhielten Einblick in die Zeit der Ming-Kaiser. Beeindruckend waren auch die Ausmaße des Platzes und der Straße des himmlischen Friedens, die einem höchstens aus den Partei-Aufmärschen im Fernsehen bekannt waren.

Leider war es etwas diesig, als wir einen Abstecher zum Sommerpalast, dem größten künstlichen Park Chinas, machten. Auch hier trafen wir auf viele Ältere, die sich mit anderen die Zeit mit Gesang, Tanz und Spiel vertrieben. Beeindruckend waren die vielen restaurierten Gemälde an den Wandelgängen und Tempeln und ein großes Schiff aus Marmor.

Unser letzter Auftritt stand ganz im Zeichen der Jugendbegegnung und fand statt im Kinderpalast des Kaisers, baulich ähnlich den Palästen in der verbotenen Stadt. Leider sparen die Chinesen zuweilen an Heizkosten, aber die kalten Finger minderten nicht die Spielfreude auf chinesischer und unserer Seite. Zwei einheimische Akkordeon-Orchester und Solisten zeigten uns ihr Können, spielten oft auswendig und uns zu Ehren teils westliche Literatur wie die West Side Story oder die Münchener Rhapsodie. Ein gemeinsames, kurzfristig verteiltes Stück und das obligatorische Gruppenfoto sowie viele interessierte Gespräche der Spieler aller Gruppen am Rande (man kennt in China weder Bässe noch Elektronien) beendeten unser Gastspiel.
Der Abend bot noch Raum für geselliges Beisammensein bei Musik und Tanz.

Am vorletzten Tag der Reise stand noch die Besichtigung des Himmelspalastes an. Großzügig angelegt, spiegelte er den auch aus anderen Ländern bekannten „Größenwahn“ religiösen Glaubens wider, in denen sich der Machthaber gerne in den Mittelpunkt stellte.

Nach dem Kofferpacken und einem hervorragenden Abschiedsessen im Stammlokal der deutschen Botschaft in Peking lud uns Cao Xiao Quing noch ein in eine der ersten Bars mit Livemusik und später Sperrstunde in Peking, Zeichen der Kulturrevolution, die sicher noch nicht beendet ist. Viele einheimische Akkordeonisten ließen sich von der rheinischen Fröhlichkeit unserer Spielerinnen und Spieler anstecken. Der Abend endete mit rasanten Taxifahrten ins Hotel zurück.

Nach Beladen des Busses und unseres Frachtcontainers ging es zur letzten Besichtigungstour auf einen Trödel- und Wochenmarkt und schließlich zum Lama-Tempel, der auch heute noch in Betrieb ist. Riesige Buddha-Statuen beeindruckten, nur der reichliche Weihrauchgeruch war nicht jedermanns Sache.

Wegen den Luftverhältnissen dauerte der Rückflug fast drei Stunden länger als der Hinflug, und nach einem kurzen Aufenthalt in München nahmen uns unsere Angehörigen am 1. November wieder glücklich in die Arme.

Das LJAO NRW dankt allen Organisatoren und Institutionen, die mit ihrer Tatkraft und Geldmitteln die Reise ermöglicht haben. Ohne diese Leistung wäre ein solches Programm in dieser Qualität nicht möglich gewesen. Jeder für sich hat Einblick in eine völlig fremde Kultur gewonnen, mancher hat jetzt schon angekündigt, das Land noch einmal besuchen zu wollen.

Abschließend in Stichworten Eindrücke aus vierzehn Tagen China:
China ist weit auf dem Weg, aber noch nicht angekommen, Europäer und chinesische Toiletten passen nicht zueinander, das Essen schmeckt mitunter „interessant“, die vielen Bettler und Straßenhändler nerven, Volkssport: Spucken, Schneuzen, Hupen, Lächeln, Luft- und Wasserqualität bedenklich. Aber auch: Gastfreundschaft, großes Interesse an uns und unserer Musik, Wille zum Fortschritt, mit Fleiß bei der Arbeit, Achtung der Kultur und des Glaubens, Ausgeglichenheit, Fröhlichkeit und in mancher Hinsicht auch ein Beispiel für uns.

Thomas Jockisch


„China-Nachlese“

Zu einer „China-Nachlese“ hat Isolde Alka das LJAO NRW zu sich nach Hause eingeladen. Fast alle Spieler sind gekommen, brachten neben viel guter Laune auch Zutaten für das leibliche Wohl mit. Eine Bildershow der Reise präsentierte Thomas Ahrendt, Organisator des LJAO und hauptberuflicher Meisterfotograf. Als besonderen Gast durften wir Herrn Matthias Pannes, Generalsekretär des Landesmusikrats begrüßen, der es sich nicht nehmen ließ, bei der Bekanntgabe der Planung für 2005 dabei zu sein. Helmut Quakernack wird im kommenden Jahr das LJAO als 1. Dirigent leiten. Herbert Nolte, bisheriger musikalischer Leiter wird aber auch noch weiterhin mit Rat und Tat dem LJAO die Treue halten. An dieser Stelle und mit einer Abendveranstaltung in der Akademie Remscheid möchten alle Spieler des LJAO Herbert Nolte für seinen langjährigen unermüdlichen musikalischen und auch organisatorischen Einsatz für das LandesJugendAkkordeonOrchesters NRW danken.

Isolde Alka

2003 - München

Presseartikel über das LJAO-NRW vom 28.10.2003 (Quelle unbekannt):

Aufgeheiztes Spiel mit Feuer – con Brio
Landesjugendorchester und Bigband brillieren im Everding-Saal

von Manfred Stanka

Grünwald – Das Landesjugend-Akkordeon-Orchester Nordrhein-Westfalen hat es bei einer Konzert-Matinee im Grünwalder August-Everdings-Saal allen Skeptikern wieder einmal gezeigt: Auch die Harmonika kann durchaus primadonnenhaftes Feuer entfalten, ist absolut konzerttauglich und entfaltet im orchestralen Zusammenspiel ungeahnte Finessen.

Es kommt nur auf das passende Arrangement an, eine atemberaubende Spieltechnik und Musiker, die mit Tönen jonglieren können – und dies mit Lust und Freude. Da klingt dann selbst Giacchino Rossinis quirlige Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ noch eine Spur aufgeheizter, als man es von mit Brio wahrlich nicht geizenden Orchestern gewohnt ist. Dröhnt dann noch mit tadellosem Einsatz ein Paukengewitter dazu, dann könnte der Zuhörer glauben – der es natürlich besser weiß -, das musikalische Furioso stamme direkt aus des italienischen Meisters Opern-Werkstatt. Die 35 jungen Musiker lassen die Funken nur so sprühen! Wie um zu beweisen, dass die Handharmonika fast alles kann, und sie auch (fast) alles leisten können. Voraussetzung: Die Instrumente befinden sich in den Händen eines Klasse-Orchesters, das sich Großteils aus Preisträgern internationaler Musikwettbewerbe zusammensetzt und bereits über eine souveräne Tournee-Erfahrung verfügt. Eine der nächsten Stationen wird 2004 China sein, und auf die Resonanz fernöstlicher Ohren aufs Duett zarter Bambusflöten mit draufgängerischem Akkordeonspiel kann man gespannt sein.

Immerhin, exotische Einschübe leisteten sich die Gäste schon jetzt mit „A legend from Yao“, wohl als musikalisches Charakterporträt konzipiert vom Komponisten Mao Yuan. Poetisches Sentiment umgaukelte den „Tanz der Rosenmädchen“ aus Avram Chatchaturjans Ballett „Gayaneh“.

Tänzerische Eleganz an den Tag gelegt

Nicht auf avantgardistische Experimente legte es die Bigband der Grünwalder Musikschule an. Unter der anfeuernden Leistung von Veronika Jovanovic zelebrieren die Jazzer Big-Sound, ohne diesen in die Nostalgie-Ecke zu verbannen. Ihr Spiel besitzt auch bei den legendären Oldies von Glenn Miller jenen zündenden Funken, der auch bei den Bearbeitungen von einem Santana-Hit oder einem Frank-Sinatra-Evergreen zündet. Die Soli von Isabell (Schlagzeug), Klaus (Trompete) und Werner (Klavier) sind bravourös, und gegen Leaderin Veronikas Posaunen-Power ist sowieso nichts einzuwenden. Da ist man hin und weg – wie so oft in den vergangenen Jahren, als die Lady und ihre Band so manch müde vor sich hin schnaufende Veranstaltung rechtzeitig noch aufpeppten. Die Buben und Mädchen legen in ihrem Spiel eine fast tänzerische Eleganz an den Tag und halten dank Einfallsreichtum und gestalterischer Fantasie den Vergleich mit manch namhafterer Formation aus. Ein Grünwalder Sonntagmittag, der das frühe Aufstehen lohnte.

2002 - Bruchsal

hervorragender“ Erfolg des LJAO NRW

Das LandesJugendAkkordeonOrchester NRW, konnte beim zweiten Wettbewerb für Auswahlorchester im württembergischen Bruchsal seine Leistung noch einmal verbessern. Der von der AVV ins Leben gerufene Wettbewerb für Auswahlorchester der Bereiche Spielleutekorps, Zupfer-, Zither-, Bläser-und Akkordeon-Orchester wurde nach dem 1998 im hessischen Alsfeld erstmalig ausgetragenem nun in Bruchsal wiederholt. Damals konnte das LJAO NRW bereits einen hervorragenden 2.Platz in seiner Sparte belegen. Diesmal jedoch übertraf man sich selbst – Herbert Nolte, bereits seit vielen Jahren Leiter der nordrhein-westfälischen Crew, erlangte nun mit seiner Interpretation von Doblers „Keniade“, sowie der „Brucci-Suite“ den ersten Platz mit 95,8 Punkten.

2001 - Brasilien

Unvergessen wird den Mitgliedern die Ende Juli 2001 stattgefundene Konzerttournee nach Brasilien bleiben. Dort gaben das Orchester in Rio de Janeiro für die CCDIA, eine Organisation zum Schutz von Straßenkindern, 4 Konzerte. Aber auch die touristischen Attraktionen Copacabana, Zuckerhut und Corcovado fehlten im Reiseprogramm nicht.

Sechs weitere Konzerte wurden im Staat Sergipe in Nordbrasilien gegeben, dort auf Einladung von Padre Humberto Leeb. Er führt mit viel Engagement eine Missionsstation in Porto do Mato und setzt sich seit über 25 Jahren für menschenwürdige Lebensbedingungen der Bevölkerung ein.

Während unseres Aufenthaltes in Brasilien feierte Dirigent Herbert Nolte seinen 60. Geburtstag. Das Orchester widmete ihm aus diesem Anlass das Werk „A legend from Yao“, das unter Leitung des Bearbeiters und Mitspielers Sebastian Klein gleich uraufgeführt wurde.

Mit Herz und Polizeischutz

Musiker des Jugend-Akkordeon-Orchesters erkundeten alle Seiten Brasiliens
Artikel vom 28.September 2001 in den Lüdenscheider Nachrichten
Von Marlene Stube

Märkischer Kreis„Rio einmal live zu erleben – war das beeindruckend“, schwärmt Kreske Jöns aus Lünen (20). Und auch ihre beiden Freundinnen Alexandra Schröder aus Herscheid (18) und Katrin Littmann aus Lüdenscheid (22) stimmen ihr begeistert zu. Nur: „Alleine würde ich mich allerdings nicht in eine brasilianische Großstadt trauen.“ Das mussten die drei Mädels auch nicht. Sie hatten eine 32-köpfige Unterstützung. Denn in den Sommerferien hatten die Mitglieder des Landes-Jugend-Akkordeon-Orchesters die große Möglichkeit, einmal Brasilien kennen zu lernen.

Weil es eine Konzertreise war, konnten die jungen Musiker im Alter von 14 bis 27 Jahren natürlich nicht den ganzen Tag an der Copa Cabana verbringen. Die musikalischen Auftritte der Deutschen standen ganz im Dienste der CCDIA, einer sozialen Organisation zu Gunsten von brasilianischen Straßenkindern. So hatte das Orchester von Anfang an Auftritte an allem möglichen und unmöglichen Orten. Neben einem Theater und einem Einkaufszentrum gehörte auch ein Konzert in einer Farvella, einem Stadtteil der Armen, dazu. Dieser Auftritt war nur unter Polizeischutz möglich.

Natürlich durfte auch der Spaß nicht zu kurz kommen, und so lernten die Jugendlichen den berühmten „Zuckerhut“, das Corcovado sowie die Strände in Rio kennen.

Im zweiten Teil der Reise ging es in den Norden Brasiliens, wo die Musiker bei einem Pater lebten, der sich auch um brasilianische Kinder kümmert. „Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen, die wir auf unserer Reise kennen gelernt haben, fand ich am Schönsten“, berichtet Alexandra Schröder im Nachhinein.

Die musikalischen Höhepunkte der Tournee stellten ein Konzert vor der Ärztekammer und ein gemeinsamer Auftritt mit dem Akademie-Chor Arajus dar.

Die Verabschiedung der Deutschen erfolgte in Brasilianischer Manier mit einem großen Fest, Musik, Tanz und einem Feuerwerk.

Brasilien zu erkunden, das war für die Mitglieder des Landes-Jugend-Akkordeon-Orchesters etwas ganz Besonderes.