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LandesJugendAkkordeonOrchester NRW

Beeindruckendes Konzert

LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen im evangelischen Gemeindezentrum Essen-Rüttenscheid.
Foto: Anita Brandtstäter

»Fantastisches« – das war der diesjährige Titel des Abschlusskonzertes 2022 des LandesJugendAkkordeonOrchester Nordrhein-Westfalen unter Leitung von Sascha Davidovic in der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Rüttenscheid. Es war gleichzeitig eine öffentliche Generalprobe für das Wertungsspiel beim Wettbewerb für Auswahlorchester am 12. November 2022. Dann messen sich in Trossingen die Leistungsträger*innen der Amateurmusik und stellen sich der Bewertung einer hochkarätigen Jury. Der Bundesmusikverband Chor & Orchester schafft dafür zum siebten Mal auch die Möglichkeit zu genreüber – greifenden Begegnungen.
Im März war das erste Konzert unter Leitung von Silke D ’Inka, Bundesdirigentin des Deutschen Harmonika-Verbandes, in der Kulturkirche Immanuel in Wuppertal mit einem abwechslungsreichen Programm zwischen moderner Originalmusik für Akkordeon und Bearbeitungen klassisch-sinfonischer Werke. Danach hatte Sascha Davidovic das LandesJugendAkkordeonOrchester übernommen.
Unter seiner Leitung präsentierte das Orchester schon im Juni 2022 beim Fortbildungslehrgang für Akkordeonisten des Deutschen Harmonika-Verbandes Nordrhein-Westfalen in Remscheid seinen Stand der neuen Repertoire-Erarbeitung. Insbesondere waren für den Wettbewerb geplante neue Werke dabei wie die virtuose Ouvertüre zur Operette Candide von Leonard Bernstein und das Pflichtstück Feuerwerk von Lutz Stark, eine wirkungsvolle Originalkomposition – das fröhliche Charakterwerk mit so manch unvorhergesehener Wendung hatte der Komponist Stefan Hippe zu seinem 50. Geburtstag gewidmet – für das Bundesakkordeonorchester.
Drei Wertungsstücke bildeten den Kern des Programms des Saisonab- schlusskonzertes. In einer ausgewogenen Besetzung spielten 11 Akkordeonist*innen in den vier Stimmen, ein Electronium und ein Keyboard, ein Zungenbass und zwei Schlagwerker. Die jungen Musiker*innen beeindruckten mit einem kontrastreichen Spiel in Dynamik und Artikulation. Besonders großartig war die Aufführung von Les Preludes von Franz Liszt, eine sinfonische Dichtung aus dem 19. Jahrhundert. Es ist ein programmatisches, romantisches, einsätziges Werk, in denen Liszt die Phasen des Lebens als Vorspiele zur Melodie des Todes beschreibt – das sind Kämpfe und Stürme, Liebesglück und Schmerz, Trost, Erleben der Natur. Die gegensätzlichen Stimmungen kamen in der Interpretation des Orchesters rüber: aus einer wehmütigen Melodie entwickelt sich das erste stürmische Hauptthema, das über einen pastoralen Teil in das zweite Thema übergeht. Und diese beiden Themen werden in wechselnden Stimmungen fortentwickelt – das Werk endet mit dem Hauptthema als glanzvolle Fanfare. Die Spieler*innen kamen dabei erstaunlich gut mit den sehr problematischen akustischen Verhältnissen in der Kirche zurecht: die Akkordeonist*innen saßen im Halbkreis vor dem Altarraum, und Schlagwerk, Bass und die elektronischen Instrumente waren in erheblichem Abstand vier Stufen höher aufgebaut.
Das Kernprogramm wurde eingerahmt durch die romantische Ouvertüre zu Der Freischütz von Carl Maria von Weber und die viersätzige Originalkomposition Black Mountain von Ian Watson. Der britische Akkordeonist, Komponist und Leiter des London Accordion Orchestra bereichert die Akkordeonszene seit einigen Jahren mit interessanten Werken, die gleichzeitig anspruchsvoll und unterhaltend sind. Peter Lohmar verlas das Vorwort zum Werk: 
»Die Idee zu diesem Stück hatte ich während meines Urlaubes in Südfrankreich. Wir gingen in den Hügeln spazieren und in der Ferne entdeckte ich einen mysteriös aussehenden dunklen Berg (Satz 1). Ich fing an zu recherchieren und stellte fest, dass viele Länder einen »Black Mountain« oder eine Bergkette mit diesem Namen haben. Als erstes habe ich mir eine Geschichte zu diesem Stück ausgedacht. Eine Gruppe von Freunden macht sich auf den Weg um den Black Mountain zu erkunden und zu besteigen. Auf dem Weg kämpfen sie mit Dem Ungeheuer des Black Mountain (Satz 2). Während dieses Kampfes gibt es einen Todesfall zu beklagen, der uns zum 3. Satz, dem Klagelied (Satz 3) führt. Der vierte Satz beschreibt die Ankunft der Gruppe auf dem Gipfel des Berges. Am Nachthimmel erblicken sie Millionen von Sternen, die hell am Nachthimmel leuchten.«
Als Sahnehäubchen servierten die Musiker*innen dann das Flying The- me aus dem Film » E .T . – Der Außerirdische« von John Williams, bevor sie den begeisterten Zuhörern noch zwei Zugaben präsentierten: einen der bekanntesten Tangos von Astor Piazzolla im anspruchsvollen Arrangement von Ralf Schwarzien Adios Nonino und die fröhliche Disco-Nummer Excercis des russischen Komponisten Oleg Gamajunov, von Silke D’Inka arrangiert. Ein rundes Konzert von 90 Minuten Dauer ohne Pause! Im Publikum saß neben Isolde Alka, langjährige Vorsitzende des Landesverbandes und Vize-Präsidentin des Deutschen Harmonikaver- bandes, jetzt Ehrenmitglied, auch Stefanie Schulte-Hoffmann: sie war 1986 bei der Gründung des Projektorchesters als Spielerin dabei, heute ist sie Jurorin bei den Landeswettbewerben zum Deutschen Akkordeon-Musikpreis. Sie war ganz stolz, dass jetzt ihre Tochter Julia Hoffmann auch beim Auswahlorchester in der 3. Stimme spielt.
Das Orchester wird gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, vom Landesmusikrat NRW und vom Deutschen Harmonika Verband Nordrhein-Westfalen. Es besteht aus jungen Leuten, die in der Regel zwischen 16 und 26 Jahre alt sind. Ziele des Orchesters sind die Förderung der musikalischen Fortbildung ausgewählter Amateurmusiker*innen und die Verbreitung von Akkordeonmusik. Nachwuchs wird immer gesucht. Es warten wieder interessante Arbeitsphasen, Konzerte und tolle Konzertreisen auf die jungen Spieler*innen. »Sie müssen auch nicht direkt alles mitspielen können«, meinte zum Abschluss augenzwinkernd Peter Lohmar.
Anita Brandtstäter

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